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FAN-Anlass Juni 2024

FAN-Sommeranlass: Die EU und Kants «ewiger» Frieden

Der Königsberger Philosoph Immanuel Kant veröffentlichte 1795 seine Schrift «Zum ewigen Frieden». Darin formulierte er die Bedingungen für einen dauerhaften Frieden zwischen den Nationen. Eine Idee, die heute teilweise verwirklicht ist, wie UZH-Philosoph Francis Cheneval am Sommeranlass des FAN argumentiert.

Zweimal pro Jahr lädt UZH Alumni die Unterstützer:innen des Fonds zur Förderung des akademischen Nachwuchses (FAN) zu einem Anlass ein, an dem sie sich mit von ihnen geförderten Nachwuchswissenschaftler:innen austauschen können. Beim diesjährigen Sommeranlass im Restaurant Uniturm stellten die Juristin Corina Heri und der Mediziner Tobias Weiss ihre vom FAN unterstützten Projekte vor. Als Hauptredner beantwortete UZH-Philosophieprofessor Francis Cheneval die Frage, ob die in Kants Schrift «Zum Ewigen Frieden» formulierte Vision eines dauerhaften Friedens eine vergebliche Hoffnung sei.

Konflikte zwischen Staaten auf dem Rechtsweg lösen
Immanuel Kant veröffentlichte seine wichtigste politische Schrift 1795 vor dem Hintergrund des Friedens von Basel zwischen Frankreich und Preussen. In seiner Schrift betonte Kant, Krieg sei ein Übel, weil im Krieg die Rechte der Menschen nicht gesichert werden können. Und er formulierte die Bedingungen für einen dauerhaften Frieden, der mehr sein sollte als das Ausbleiben des Krieges. Dieses so Kant, sei nur eine Art «Waffenstillstand» bis zur nächsten Eskalation. Der wirkliche Frieden hingegen ist ein Zustand des Rechts zwischen den Staaten, analog zum Rechtszustand zwischen den Bürgern eines Staates. In dieser Rechtsordnung werden Konflikte nicht mehr mit kriegerischen Mitteln, sondern auf dem Rechtsweg gelöst. Geschaffen wird diese verbindliche Rechtsordnung durch einen Vertrag zwischen den Staaten, die sich zu einem «Völkerbund» zusammenschliessen, der den «ewigen» Frieden sichern soll.

Demokratien bekriegen sich nicht gegenseitig
Ein Kernpunkt von Kants Argument war, dass diese Staaten republikanisch verfasst sein sollten: «Der Friedenszustand unter Menschen, die nebeneinander leben, ist kein Naturzustand der vielmehr ein Zustand des Krieges ist. Die bürgerliche Verfassung muss republikanisch sein», so Kant. Das ist bemerkenswert, den zu seiner Zeit gab es auf der Welt zwei Republiken: die USA und Frankreich. Der Königsberger Philosoph argumentierte, dass Bürger, die selbst über Krieg und Frieden entscheiden, sich gut überlegen, «ein so schlimmes Spiel anzufangen». Daraus ergibt sich, dass Demokratien in denen die Bürger:innen das Sagen haben, nur höchst widerwillig Krieg führen und vor allem nicht gegeneinander. Diese Theorie des «Demokratischen Friedens» besagt, dass es zwischen demokratischen Staaten keine Kriege geben sollte. Sie ist mittlerweile auch empirisch belegt.

Zur Zeit Kants schien die Vorstellung eines dauerhaften Friedens zwischen republikanischen, das heisst demokratischen Staaten, recht illusorisch. Kant selbst lebte in Königsberg (heute Kaliningrad) in Preussen, einem absolutistisch regierten Königreich, in dem allzu revolutionäre Ideen zensuriert wurden.

Die EU als «Völkerbund» im Sinne Kants
Wie Francis Cheneval aufzeigte, war Kants zeitlich unbegrenzte Hoffnung auf Frieden zwischen demokratische Staaten nicht vergeblich. Obwohl es heute noch Kriege gibt, auch in Europa, und obwohl mit dem Völkerbund eine überstaatliche Organisation scheiterte, die sich an Kants Ideen orientierte, gibt es einen Staatenbund, der Kants Ideal in die Tat umgesetzt hat: die EU. Sie ist ein Zusammenschluss demokratischer Staaten, wo Konflikte zwischen den Staaten auf dem Rechtsweg gelöst werden. Die EU sei ein «Völkerbund» im Sinne Kants, erklärte Cheneval an seinem Vortrag. Er wies darauf hin, dass es mittlerweile weltweit 91 Demokratien gibt, eine Zahl, die der preussische Philosoph wohl für eine Fantasterei gehalten hätte. Diesen stehen 88 Autokratien gegenüber.

Francis Cheneval kam deshalb zum Schluss, der «ewige» Frieden sei zwar noch nicht erreicht, es gebe jedoch «genug begründete Hoffnung auf Frieden». Deshalb, so Cheneval, müsse der Weg zu einer zunehmend friedlichen Welt weiter beschritten werden, mit dem Ziel, dass das Recht die Verhältnisse zwischen den Staaten definiert und nicht der Krieg.


Innovative Nachwuchsforschende fördern

Der Fonds zur Förderung des akademischen Nachwuchses (FAN) unterstützt Forschungsprojekte hervorragender promovierter Forschender aus allen Fakultäten mit Fellowships. Ausgewählt werden die Projekte aufgrund ihrer akademischen Exzellenz und gesellschaftlichen Relevanz. Mit der Unterstützung des FAN sollen die Nachwuchsforschenden ihr Forschungsprofil stärken, ihre wissenschaftliche Eigenständigkeit unter Beweis stellen und weitere Schritte ihrer akademischen Karriere planen können.

Das letzte Jahr war für den FAN sehr erfreulich mit einem Ertrag von fast 800'000 Franken. «Es ist wohl das erfolgreichste in Geschichte des FAN, wenn wir die Jahre ausschliessen, an denen grössere Legate angefallen sind», so Präsidentin Sibylle Ambühl.

2023 förderte der FAN neun Nachwuchsforschende, 2024 sind es deren zehn. Vielen vom FAN Geförderten gelingt eine akademische Karriere. Von den in den letzten sieben Jahren unterstützten Nachwuchsforschenden haben heute elf eine Assistenzprofessur, fünf ausserordentliche Professuren und eine Person eine ordentliche Professur inne. Hinzu kommen etliche Professuren aus früheren Förderungen. Zudem haben sie namhafte Awards, unter anderem der Ruzicka Award, und einen ERC Grant erhalten.

Getragen wird der FAN von Spenden, regelmässigen Gönnerbeiträgen und Legaten von Einzelpersonen, die sich mit dem FAN stark identifizieren. Hinzu kommt die Unterstützung durch Stiftungen, die mittlerweile ein wichtiger Pfeiler des FAN ist.

Spenden
Spenden nimmt der FAN gerne entgegen unter PostFinance,
CH10 0900 0000 1502 6353 9 

Begünstigter: UZH Alumni, Schönberggasse 15a, 8001 Zürich
Zusätzliche Informationen: FAN

Der FAN ist von der Erbschaft- und Schenkungssteuer befreit. Zuwendungen können steuerlich in Abzug gebracht werden.

Kontakt 
Christina Gehres, lic. phil. UZH
Telefon 044 634 57 45
fan@alumnioffice.uzh.ch 
www.fan4talents.uzh.ch


Text: Thomas Gull, Redaktor UZH Magazin
Bilder: Adriana Hefti, UZH Alumni