Forscherinnen und Forscher 2018
2018 wurde ein Gesamtbetrag von CHF 473‘000 gutgesprochen.

Julia Haas
Die Eidgenössische Kommunikationskommission als unabhängige Behördenkommission – Eine Organisationsform auf dem Prüfstand
Forschungsgebiet: Staats- und Verwaltungsrecht
Die Eidgenössische Kommunikationskommission ist die Konzessions- und Aufsichtsbehörde im Fernmeldebereich. Als unabhängige Behördenkommission gehört sie zwar zur Exekutive, ist jedoch von Gesetzes wegen von den Verwaltungsbehörden unabhängig und unterliegt in ihren Entscheiden keinen Weisungen von Bundesrat und Departement. In diesem Forschungsprojekt wird untersucht, ob diese Organisationsform den verfassungsrechtlichen Anforderungen gerecht wird und ob sie mit Blick auf die konkreten Aufgaben auch angemessen ist.

Mia Aurelia Huber
Das Potential von induzierten pluripotenten Stammzellen im Spannungsfeld zwischen medizinischem Fortschritt und ethischen Restriktionen
Forschungsgebiet: Medizinrecht
Der Nobelpreis für Medizin wurde 2012 für die Entdeckung vergeben, wie man reife Zellen zu Stammzellen (iPS-Zellen) umprogrammieren kann. Das vorliegende Forschungsprojekt beschäftigt sich mit dem Potential der iPS-Zellen in der medizinischen Forschung und wagt einen Blick auf künftige klinische Anwendungen. Es prüft, ob mit den bestehenden Regelungen ein sicherer, ethisch vertretbarer und forschungsfreundlicher Umgang mit den Zellen möglich ist oder ob es einer Revision/Erweiterung der Rechtsnormen bedarf.
*** Fellow der Ernst Göhner Stiftung ***

Valentin Jentsch
Blockholder Governance: Grossaktionäre in Schweizer Aktiengesellschaften
Forschungsgebiet: Gesellschafts- und Finanzmarktrecht
In diesem interdisziplinären und rechtsvergleichenden Forschungsprojekt wird die Rolle von Grossaktionären in Schweizer Aktiengesellschaften aus einer gesellschafts- und finanzmarktrechtlichen Perspektive untersucht. Gegenstand der Arbeit ist neben verschiedenen Gleichbehandlungsaspekten nicht nur der Minderheitenschutz, sondern auch und insbesondere das Spannungsfeld zwischen Macht und Verantwortung im Aktionariat.

Gregor Reich
Vorhersage-konsistente Parameterregionen
Forschungsgebiet: Rechenintensive Methoden der Wirtschaftswissenschaften und Ökonometrie
Ein wichtiger Arbeitsschritt bei der Schätzung ökonometrischer Modelle ist die Quantifizierung des Schätzfehlers, welcher misst, wie weit die geschätzten Parameterwerte von den «echten», unbekannten Werten mit vorgegebener Konfidenz entfernt liegen könnten. Die Forschungsarbeit dreht diese Frage um und quantifiziert, für welche Parameterwerte das Modell die beobachteten Daten mit vorgegebener Wahrscheinlichkeit vorhergesagt haben könnte, und vergleicht diese Werte mit den errechneten Schätzfehlern.

Carol Jana Ribi
Spielräume des Graphischen: Warja Lavaters Symbolnotationen und Künstlerbüche
Forschungsgebiet: Schrift- und Sprachphilosophie, Kunsttheorie
Das Forschungsprojekt untersucht die Künstlerbücher und Symbolnotationen der Künstlerin Warja Lavater in ihrer Vielschichtigkeit und Mehrdimensionalität sowohl systematisch als auch kunsthistorisch, befasst sich mit dem zugrunde liegenden Schrift-Begriff sowie dem Schriftgebrauch jenseits des konventionellen Schriftverständnisses. Eine Theorie wird entworfen, die Notationsformen in Kunstwerken beschreibt, die ohne Lautsprachen auskommen und dennoch eine Erzähl- oder Verweisfunktion übernehmen.

Johan Rochel
Recht und Ethik der Innovation: Gerechtigkeit im Internationalen Regime des Geistigen Eigentum
Forschungsgebiet: Rechtsphilosophie, politische Philosophie, angewandte Ethik
Wie wird Innovation global verteilt? Eine wichtige Gerechtigkeitsfrage. Das Handelsrecht der WTO und bilaterale Freihandelsabkommen geben Antwort darauf, indem sie u.a. geistiges Eigentum schützen. Das Habilitationsprojekt verfolgt das Ziel, rechtliche und ethische Überlegungen zu diesem Thema miteinander zu verknüpfen. Als wissensbasierte Wirtschaft und Gastgeberstaat der in Genf ansässigen Organisationen ist die Schweiz von diesen Fragen direkt betroffen.
*** Inge Strauch Fellowship ***

Sabine Sommerer
Sitzen und Besitzen. Zur Bedeutung und Funktion mittelalterlicher Sitzgelegenheite
Forschungsgebiet: Kunstgeschichte des Mittelalters
Selten ist ein Stuhl nur eine pragmatische Sitzgelegenheit. Vielmehr verkörpert er neben seiner Physis auch symbolische Grössen sozialer, institutioneller oder religiöser Art. Dieses Projekt erforscht die Bedeutung und Funktion mittelalterlicher Sitzgelegenheiten nördlich wie südlich der Alpen. Im Fokus stehen zunächst die Objekte mit ihrer spezifischen Form und Geschichte. Zugleich gilt das Interesse auch den Sitzenden, den Be-Sitzern im Wortsinne, und den Gelegenheiten des Sitzens.
*** Inge Strauch Fellowship ***

Tobias Weiss
Politik und zivilgesellschaftliches Engagement in Japan
Forschungsgebiet: Japanische Politik
Sozialwissenschaftliche Modelle haben die japanische Zivilgesellschaft bislang zweigeteilt dargestellt: einerseits ein grosser unpolitischer Sektor, andererseits ein isolierter, kleiner, politisch aktiver Sektor. Im Forschungsprojekt wird eine Gruppe gemeinnütziger Organisationen untersucht, die dieser Zweiteilung widerspricht, weil sie mit Unterstützung von Staat und Wirtschaft für die Nutzung der Atomkraft politische Lobbyarbeit betreibt. Die von Forschern bisher unbeachtet gebliebene „pronukleare Zivilgesellschaft“ könnte eine Revision der bisherigen Sicht des Zusammenspiels von Staat und Gesellschaft notwendig machen.